Gestern gingen die Affiliate Conference und die NetworkxX am Münchner Flughafen über die Bühne. Für mich eine Premiere, da ich vergangenes Jahr kein Ticket ergattern konnte. Ein Schicksal, das laut Veranstalter Markus Kellermann auch gestern einige Online-Marketer ereilte.
Im Unterschied zu den länger etablierten Branchentreffen will sich die Affiliate Conference durch zahlreiche kurze 20-Minuten-Sessions differenzieren. Gestern waren es 13 Vorträge zwischen 12:40 Uhr und 18 Uhr – ein straffes Programm, entzerrt durch 2 kurze Kaffepausen. Ich bin nicht unbedingt der größte Anhänger knapper Zeitvorgaben. Auch bei der OMCap versuchen die Speaker in 2×20 Minuten mit möglichst viel Wissen auf die Zuhörer einzuprügeln. Der Grat zum Sales Pitch wird mit kürzer werdender Vortragszeit recht schmal. Aus der eigenen Erfahrung ist es nicht einfach, einen praxisnahen Best-Practice-Case mit Hintergründen, Daten und Learnings in so kurzer Zeit darzustellen. Dementsprechend blieb das Level der Vorträge auf der Affiliate Conference an der Oberfläche. Nachteilig muss das nicht unbedingt sein! Als Teilnehmer sollte man seine Erwartungen im Vorfeld darauf ausrichten und sich, wie auf jede Konferenz, sinnvoll vorbereiten. Richtige Insights gibt es während der Kaffeepausen im persönlichen Austausch mit den Speaker und interessierten Konferenzteilnehmern.
Auf das Programm gehe ich nur kurz ein. Es beinhaltete die Buzz-Themen, die die Branche permanent beschäftigen:
- Conversion-Optimierung von Gabriel Beck, bei dem mir erstens der Tipp mit dem WordPress-Pugin für Clickmaps hängen blieb. Zweitens, dass ich endlich einmal den Visual-Website-Opimizer für das A/B-Testing ausprobieren sollte und den dann auch gleich mit Google Analytics verbinden muss
- Sascha Piehl von web-netz zeigte das hauseigene Tool zur netzwerkübergreifenden Publisherverwaltung. Guter Anstoß für die Merchants, die noch täglich einige Netzwerke prüfen müssen
- Mischa Rürup von intelliAd ging auf die Beurteilung von Werbekontakten ein. U.a. die Relation von View- zu Klickkontakten oder der Messbarkeit von Offlinemaßnahmen, z.B. TV-Spots. Aus meiner Sicht wäre die Beurteilung eines Attributionsmodells auf Basis eines A/B-Test spannender, als die isolierte Betrachtung von Käuferdaten aus der Vergangenheit
- Christian Erhard stellte das eBay Partner Network vor. Interessant ist deren Ansatz, Traffic auf den Customer-Lifetime-Value zu beurteilen und daraus für jeden Publisher einen EPC zu errechnen, der sich täglich anpassen kann
- Markus Kellermann hatte Image Cookie Stuffing über die htaccess im Gepäck – die Königsklasse des Affiliate-Betrugs und zusätzlich verschleiert durch den Einkauf von AdImpressions, um die Klickrate im realistischen Bereich zu halten
- Saim Alkan von aexea sprang kurzfristig für Andreas Graap ein und knallte unterhaltsam die Vorzüge ihrer Kundenlösung zur automatisierten Textgenerierung an die Leinwand
- Als Vollzeitaffiliate brachte Nils Römeling einige Beispiele für positive und negative Publisherkommunikation mit. Aus dem Alltag und der Sichtweise der wenigen Publisher im Raum – immer hörenswert!
- Fetchad… nie gehört? War mir bis gestern auch neu 😉 Momentan noch Closed Beta, stellten Pascal Plan (abilicom) und Ingo Kamps (cayada) ihre Vision vom (vereinfacht ausgedrückt) Bookmarkdienst für Online-Werbung vor
- Thomas „Nicht-mehr-Black-Hat“ Mindnich (iTam) kramte die Evolution vom Thin-Affiliate- über Made-for-Adsense- hin zu den heutigen Bigger-Thin-Affiliate-Projekten mit User Interaktion, Videos, Infografiken, etc. hervor. Unterhaltsam! Ich hoffe nicht, dass die 6 Publisher im Raum sein Fazit zu Adsense und Affiliate Marketing teilten
- Michael Pietsch von zanox betrachtete die Entwicklung des Affiliate Marketings auf Publisher- und Merchant-Seite. Mit der gestiegenen Professionalisierung der Branche wünscht auch er sich die konsolidierte Betrachtung aller Marketingkanäle. Ich hoffe, dass zanox sich der Vorreiterrolle annimmt und zeitnah die Vergütung aufgrund des Wertbeitrags zur Order ermöglicht
- Tobias Allgeyer hatte Zahlen zu erfolgreichen Publishermodellen in verschiedenen Ländern auf der Agenda. Kurz zusammengefasst sind US&UK Gutschein- und Cashback getrieben, Display dominiert hierzulande, die Franzosen scheinen kein SPAM zu kennen und monetarisieren primär über E-Mail-Marketing
- Mike „Ich-trinke-zu-viel-Kaffee“ Pressler hatte das nicht mehr ganz so neue Basket Tracking von affilinet dabei. Auch eine meiner Baustellen, um künftig mit produktabhängigen Provisionsraten auf saisonale Trends in der Kundennachfrage einzugehen
- Manuel Kester von belboon gab zum Abschluss einen Überblick zu den Möglichkeiten der mobilen Vermarktung auf Perfomancebasis.
Mein Fazit fällt insgesamt positiv aus – auch wenn die Themen täglich durch das Web laufen und in der Fachpresse erörtert werden. Den Nachmittag sollte man sich mitnehmen. Im Gegensatz zur Affiliate Conference schien die NetworkxX im Airbräu ein wenig unter dem rückgängigen Branchenzuspruch zu leiden. Vielleicht war die Wiesn schuld, die in der Gemeinde der Onliner regen Zuspruch zu finden scheint. Im Gegensatz zu den letzten Jahren konnte man sich im Airbräu ohne den Eindruck eines Rockkonzerts unterhalten und bei der Schlange am Buffett musste keiner durch lange Wartezeiten Hunger leiden. Apropos Hunger: Wer die Registrierung für eine Konferenz auf 11:30 Uhr legt und die Anreise der Teilnehmer bedenkt, sollte vielleicht mal im Laufe des Tages über kleine Snacks in den Pausen nachdenken. Ich zahl‘ dafür auch gerne einen Zehner mehr ;-).